Im Bochinger Friseursalon tut sich was

Zum ersten und gleichzeitig zum letzten Mal wurden Bürgermeister Hermann Acker und der Erste Beigeordnete Lothar Kopf von Harald Möhrle in einem Umfeld willkommen geheißen, das es so künftig nicht mehr geben wird: vom Boden bis zur Decke unzählige Perücken, Hüte, Schuhe und Stiefel in knalligen Farben. Wohin man auch schaut, Fasnachtskostüme für jedes Alter und jeden Geldbeutel, dicht an dicht auf den mobilen Ständern. Masken in den Regalen, welche die Bedienungsplätze trennen, und von den Wänden lachen lustige Clowns.

Es ist Hochsaison in diesem Salon, der in der Stadt Oberndorf eine Besonderheit darstellt, und weit über den Kreis Rottweil hinaus Bekanntheitsgrad erreicht hat – bedingt durch dieses zweite Standbein: den Handel mit der ganzen Bandbreite von Artikeln für die fünfte Jahreszeit. Ab Aschermittwoch stehen dann Pflegeprodukte, mit denen das Jahr über gewaschen, gefärbt und gestylt wird, wieder im Blickfeld. Die bunten Merkzettel mit Anfragen und Wünschen an der Bedienungstheke sind verschwunden und nichts deutet mehr darauf hin, dass hier zwei Monate lang der Ausnahmezustand herrschte. Dass der Firmenbesuch, der auch von Ortsvorsteher Martin Karsten begleitet wurde, gerade zum jetzigen Zeitpunkt stattfand, ist einerseits diesem Alleinstellungsmerkmal geschuldet. Andererseits aber wollte man bezüglich der künftigen Ausrichtung auch Informationen aus erster Hand erhalten. Längst hatte es sich ja herumgesprochen, dass Harald Möhrle seinen Betrieb an seine Tochter Sandra übergeben wird – und das schon in Kürze. Wenn die nach der Fasnet anlaufende vierte große Sanierungsmaßnahme das zeitliche Raster nicht sprengt, wird am 8. Juli die Neueröffnung stattfinden. Bürgermeister und Wirtschaftsförderer zeigten sich erfreut darüber, dass der Friseursalon nun in die dritte Generation übergeht. Insbesondere in einer Zeit, in der viele Familienbetriebe schließen müssen, weil niemand die Nachfolge antreten will. Genauso aber war es Hermann Acker und Lothar Kopf ein Anliegen zu erfahren, ob überhaupt und wenn ja, auf welche Weise sich künftig der zweite Geschäftszweig integrieren lässt. Die Frage lag nahe, denn seit Ende der Weihnachtszeit läuft der Räumungsverkauf für Fasnetsartikel. Das bedeutet jedoch nicht, dass dieses Monopol aufgelöst wird – versichert Harald Möhrle. Auch für seine Ehefrau Ingrid ist es unvorstellbar, dass sich der Entertainer und Witzeerzähler, der Lachen und Humor als Lebenselixier bezeichnet, aus diesem Bereich zurückzieht, wo er doch deutschlandweit ein Netzwerk geknüpft hat, das einen außergewöhnlichen Service zulässt und selbst die ausgefallensten Kundenwünsche bedient. Nein, das Lager muss geräumt werden als Voraussetzung für die Renovierung und Modernisierung des Friseursalons. Es wird also weitergehen – doch in welcher Form ist noch nicht ganz ausgegoren. Fakt jedoch ist, dass sich die junge Meisterin Sandra Möhrle, die übrigens als Kurssiegerin ihre Prüfungen abgelegt hat, in der konzeptionellen Ausrichtung ganz und gar auf das Friseurhandwerk konzentrieren wird. Zweispurig zu fahren – wenn auch nur für ein paar Wochen im Jahr – das ist einfach nicht ihr Ding. Sie will im neuen Ambiente ausschließlich ihre Leidenschaft ausleben. Ihre Eltern zeigen volles Verständnis dafür, haben sie doch das Bochinger Hauptgeschäft und die vor mehr als drei Jahrzehnten eröffnete Aistaiger Filiale auf sehr solide Beine gestellt. Stolz zeigen sich die Inhaber auf ihre sechs Mitarbeiterinnen, die über langjährige Erfahrung verfügen und somit auch maßgeblichen Anteil hätten am großen Stammkundenkreis. Ihrer Tochter übergeben sie zwei florierende Salons und damit die Verantwortung. Sie freuen sich auf den neuen Schwung, der mit einem Generationswechsel immer einhergeht, und den sie auch weiterhin begleiten werden. Jetzt muss Harald Möhrle nur noch die passenden Räume finden, um »seine« Fasnetsartikel zu präsentieren. Man dürfe gespannt sein, welche seiner kreativen Ideen letztendlich zur Umsetzung kommt. Eine absolute Bereicherung im gesamtstädtischen Dienstleistungsgewerbe – so lautete das Fazit von Bürgermeister, Beigeordnetem und Ortsvorsteher. In welchem Kostüm die drei in die närrische Saison eintauchen werden? Für Harald Möhrle ist das kein Geheimnis mehr.

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